Schon komisch, als Kind hab ich wandern gehasst. Wie langweilig stundenlang in der Botanik rum zu klettern – wobei stimmt nicht, wenn wir unterwegs waren, war es immer toll. Nur die Ansage: wir gehen wandern … nö. Heute sind lange Tagestouren richtige Energiebooster für mich. Vielleicht ist es das monotone Gehen, die Unterhaltungen mit den Mitstreitern, das Gefühl über seine Grenzen hinauszuwachsen oder das Feeling am Gipfel zu stehen, in einen Apfel zu beißen und auf die Welt zu schauen, die einem für einige Minuten zu Füssen liegt.
Die letzten warmen Herbsttage haben uns zu dieser Tour verleitet. Die Mischung aus Mountainbiken und Bergsteigen ist richtig genial. Denn – ja man quält sich morgens die ersten Kilometer hinauf, aber erspart sich dann Abends einen langweiligen, mühsamen Rückweg und wird stattdessen mit einer rasanten Abfahrt belohnt.
Die Tour:
Treffpunkt war um 7 Uhr morgens am Gerloser Stausee. Vom Gasthaus Finkau im Wildgerlostal geht es mit den Mountainbikes Richtung Zittauer Hütte. Meine Tiroler Freunde sind mit E-Bikes unterwegs. Nach der zehnten schweißtreibenden Serpentine weiss ich warum. Aber durchhalten ist angesagt. Ich schaff das. Nach 45 Minuten und 600 Höhenmetern geht es mit den Bikes nicht mehr weiter. Also sperren wir die Räder ab und starten unseren Aufstieg. Was für ein geniales Gefühl nicht mehr bergauf in die Pedale treten zu müssen, das Laufen fällt richtig leicht. Die Zittauer Hütte haben wir ständig im Blick und ich noch kein Frühstück im Magen. Aber man verspricht mir einen fantastischen Heidelbeerstrudel (Mit Milch und Mehl – heute muss ich wohl eine Ausnahme machen, aber bei der Qualität und mangelnder Auswahl, ist das eben so). Nach einer Stunde erreichen wir die Hütte und der Strudel übersteigt alle Erwartungen. Wir genießen die Sonne, plaudern mit dem Wirten und sehen den ersten Schnee des Jahres vor uns. Wir bleiben eine halbe Stunde, dann geht es weiter. Der Aufstieg zum Gipfel zum Rosskopf ist eisiger als gedacht. Zum ersten Mal bin ich richtig froh meine Stöcke mitzuhaben. Nach etwa 90 Minuten erreiche ich als 1. den Gipfel. Was für ein Ausblick aus 2845 meter auf den Nationalpark Hohe Tauern. Die Endorphine schießen durch den Körper, was für ein Panorama, wie klein doch alle Probleme da unten sind und wie weit und gross die Welt vor uns liegt. Breathe in, breathe out … Zeit bleib einfach stehen …