Wäre ich ein Buckelwal und müsste mir aussuchen, wo ich meine Kids aufziehe. Wahrscheinlich würde ich mir auch Marino Ballena aussuchen! Der Meeresnationalpark liegt etwa 120 Kilometer südlich der Hauptstadt San José an der Pazifikküste. Es war der erste Meeresnationalpark, der in Costa Rica gegründet wurde, das war 1989. Die Landfläche ist mit nur 170 Hektar relativ klein, aber das spielt keine Rolle, denn die Hauptattraktionen im Marino Ballena befinden sich unter Wasser: Seeelefanten, Delfine, Buckelwale, Korallenriffe, Reptilien und eine riesige Anzahl verschiedener anderer Meerestiere und unzählige Vogelarten wie Fregattvögel, Ibisse oder Pelikane. Ein ewig langer völlig naturbelassener, einsamer Strand und ein Sonnenuntergang, der an Schönheit kaum zu übertreffen ist … Paradis!
Die gewaltigen Buckelwale, die bis zu 18 Meter lang sind und bis zu 30 Tonnen wiegen, kommen von Mitte Juli bis Mitte Oktober aus den tausende Kilometer entfernten Südpolarmeer hier in Küstennähe, weil sie in dem warmen Wasser ihre Jungtiere aufziehen, bis die genug eigenes Fett angebaut haben. Das geht relativ schnell, denn ein kleiner Buckelwal trinkt 100 Liter Muttermilch am Tag und nimmt jeden Tag 40 Kilo zu. Draußen, vor dem Park Marino Ballena im Ozean, liegt das größte Korallenriff, dass es entlang der pazifischen Küste Mittelamerikas gibt. Es windet sich auch um die vorgelagerten Inseln herum. Bei Sonnenschein und Ebbe werden hier Schnorcheltouren angeboten. Aber egal wie schön es unter Wasser ist, ein absolutes Highlight gibt es an den wunderschönen Stränden zu sehen. Zwei ganz spezielle Arten von Meeresreptilien, die am Strand von Marino Ballena dafür sorgen, dass ihre Spezies überleben können. Die Chancen, diesem Wunder der Natur beizuwohnen, sind im September am besten, und zwar wenn der Mond im Abnehmen begriffen ist. Dann steigen die beiden Schildkrötenarten – die Oliv-Bastardschildkröte und die Echte Karettschildkröte – dem Ozean und kriechen ein paar Meter über den vom Mond beschienenen Strand, um ihre Eier abzulegen. Die Strände von Marino Ballena sind in großen Teilen noch unberührt und einfach wunderschön. Weißer Sand, der hier und da auch eine goldene Färbung hat, und dichte Mangrovenwälder säumen das Ufer. An einigen Stellen ragen Felsen aus dem Meer, auf dem sich am Tag grüne Iguanas sonnen. Obwohl der Nationalpark wirklich wunderschön ist, kann es passieren, dass man stundenlang völlig allein ist. Der Tourismus in der Region wird zwar mehr, hält sich aber noch in Grenzen. Dabei ist Costa Rica seit vielen Jahren eine gut besuchte Traumdestination und das vollkommen zurecht. Nirgendwo sonst auf der Welt findet man eine solche Artenvielfalt auf so engem Raum. Immergrüne, tropische Nebel- und Regenwälder, dichte Vegetation, exotische Tiere in den herrlichsten Farben, aktive Vulkane und goldene Sandstrände. Costa Rica gilt als Vorreiter des Ökotourismus. Nachdem in den 80er Jahren fast 80 Prozent der Regenwälder abgeholzt waren, hat das Land eine neue Richtung eingeschlagen. Heute ist ein Drittel seiner Fläche Schutzgebiet. Bis 2021 will Costa Rica eine CO₂-neutrale Bilanz ausweisen können. Die lokale Fluggesellschaft Nature Air lässt den Tropenwald aufforsten, um ihre Treibhausgase zu kompensieren, es gibt eine Autovermietung, die sich als CO₂-neutral bezeichnen darf, und unzählige Pensionen, die damit werben, der Umwelt keine Last zu sein. Die Strasse rauf bei unserer Finca liegt eine Eco-Luxus-Lodge, die angeblich gerne von Ex-Us-Vizepräsident und Umweltschützer Al Gore beurlaubt wird. Die Natur in Costa Rica wurde als größte Ressource erkannt, die geschützt werden muss, aber natürlich trotzdem Geld bringen soll. Klar verbrauchen auch hier Hotelgäste so viel Wasser wie ein kleines Dorf und sie reisen meist mit Langstreckenflügen an. Aber trotzdem stehen Wälder, Strände und Tiere als größter Schatz an erster Stelle und werden auch so behandelt.