Tag 4. Gestartet im längsten Seitental des Inntals in Ötz geht es über Haiming, Stams, Telfs, Inzing, Kematen, Völs und Innsbruck nach Hall. Die bisher längste Etappe, 60 Kilometer radle ich heute in nicht mal 4 Stunden, bei strahlendem Sonnenschein, 30 Grad im Schatten und trotzdem war es die kurzweiligste Tour bisher. Warum? Weil ich durchgehend liebe Leute als Mitradler dabei gehabt habe.
In ihrem Heimatort Haiming ist die 16Jährige, frischgebackene MTB Europameisterin Laura zu mir gestossen. Ein superliebes und motiviertes Mädel. Sie nutzt ihre Sommerferien für lange Trainingsrunden, am liebsten ins Ötztal. „Da gibt’s geile Singletrails,“ lacht sie. Ihr grosses Ziel sind die olympischen Spiele in Tokio. Bei dem Antritt schafft sie das locker. Und kaum verabschiedet sich Laura, stößt Tom, Mechatronik-Student aus Inzing zu uns. Er hat mich im Radio gehört und hat sich gedacht, er radelt mir mal entgegen. Er ist eh jeden zweiten Tag am Rennrad unterwegs und weil es so viel zu quatschen und zu erzählen gibt, lotst er mich Gott sei dank noch am Innsbrucker Südring durch die Stadt und geleitet mich nach Hall. Zur Belohnung gibts eine Tüte vom besten Eissalon der Stadt. Erstaunt schaue ich auf meinen Garmin. 4 Stunden geradelt, 3 Stunden moderiert, 60km gefahren und ich komme grinsend im Hotel an. Das war eine richtig feine Radtour. Aber wahrscheinlich kennt ihr das auch. Gemeinsam macht Sport am meisten Spaß! Und das ist aber nicht der einzige Vorteil. Denn wenn man mit mehreren Leuten trainiert, kann man mehr Schmerzen aushalten und die auch länger ertragen. Ich merke heute zum Beispiel erst beim Absteigen, upps mein Hintern tut weh. Britische Forscher der Oxford University haben in einer Studie herausgefunden, warum man Schmerzen besser ertragen und leistungsfähiger ist, wenn man in der Gruppe trainiert. Bei ihrer Untersuchung mussten Mitglieder der berühmten Rudermanschaft der Universität verschiedene Übungen durchführen. Bei der ersten Übung trainierten die Studenten 45 Minuten in der Turnhalle mit einem Rudertrainer. Das entspricht dem normalen Training der Rudermannschaft. Anschließend ruderten zwei 6er-Teams gegeneinander. Als letzte Übung musste jeder der Teilnehmer alleine und unbeobachtet vom Rest der Mannschaft ein Rennen absolvieren. Nach jeder Trainingseinheit banden die Forscher bei den Teilnehmern die Blutzufuhr im Arm ab und stoppten die Zeit, bis der Schmerz für die Studenten unerträglich wurde. Auffällig war, dass sowohl nach dem Einzel- wie auch nach dem Gruppenrudern die Schmerzgrenze bei den Probanden deutlich anstieg. Es dauerte also deutlich länger, bis die Studenten über zu große Schmerzen klagten als beim normalen Training. Besonders stark war dieser Effekt nach dem Gruppenrennen. Die Wissenschaftler führen die verschobene Grenze zunächst auf die Endorphine, die beim Sport freigesetzt werden. Allem Anschein nach wird die Endorphin-Produktion durch Training in der Gruppe verstärkt. Also: Morgen radle ich weiter und dann nach 2 Wochen. Wer kommt mit? Morgen geht es um 8 in Hall beim Hotel Goldener Engl los Richtung Wattens, Schwaz, Jenbach und dann durch das Zillertal bis Zell am Zeller. Wer Lust hat ein paar Kilometer mitzufahren. Ich bin auf der Bundesstrasse unterwegs. CU!